20 JAHRE A-TRANE 1992-2012
Erste Gedanken gehen auf das Jahr 1988 im alten «Westberlin» zurück. Ziel war es, einen Jazzclub zu gründen, der mitten im damaligen Geschehen rund um den Savignyplatz seinen Standort finden sollte. Da bot sich ein alter nicht mehr gebrauchter Kartoffelladen am Eck Bleibtreustr/Pestalozzistr an. Da das ganze Haus zu sanieren war, konnten wir statisch von den Fundamenten bis im in die darüber liegende Decke planen. Der Bauantrag wurde im September 1989 gestellt, die Genehmigung am 2. 11.1990 erteilt. Ich hatte die Ambition, einen außergewöhnlichen Club in Studioqualität zu erstellen. Dazu war es notwendig, den Club im «Raum in Raum» Bauverfahren zu erstellen. Der eigentliche Jazzclub hat daher eigene Fundamente im Keller bekommen. Darauf wurden 24 cm starke Mauerwerkswände erstellt. Sie stehen im Abstand von 20 cm innen, neben dem Außenmauerwerk und gehen vom Keller bis zur Deckenhöhe des Klubs. Darauf liegt eine vom übrigen Baukörper abgekoppelte 3-lagige Decke mit jeweils dazwischen befindlichem Dämmstoff. Also ein klassischer Studiobau, Raum in Raum. Um den Schall nicht über die Fundamente ins Außenmauerwerk und hinauf in die Wohnungen zu bekommen, haben wir 2 Fußbodenplatten aus Beton herstellen müssen, die durch Stahlfedern voneinander akustisch getrennt sind. Äußeres erkennbares Zeichen für die akustische Abkopplung, sind die 3 hintereinander liegenden Fenster, wobei 2 auf dem Innenmauerwerk und 1 auf dem Außenmauerwerk liegt. Sie haben unterschiedliche Glasstärken von 8mm, 10mm und 12mm. Damit werden verschiedene Frequenzen absorbiert. Die Innenakustik wurde mit biegeweichen Holzplatten im Abstand von 4 und 6cm zum Mauerwerk erreicht. Damit haben wir die Nachhallzeit der tiefen Frequenzen auf ein Studiomaß verbessert. Da auch die Decke die tiefen Frequenzen absorbiert, klingt das A-Trane auf jedem Platz außergewöhnlich musikalisch. Ein schalldichter Raum ist auch luftdicht (!) und muss eine ausgeklügelte Lüftung erhalten, die keinen Lärm verursacht. Dies wird erreicht, indem sämtliche Maschinen im Keller sind. Die Luft wird außen über dem Eingang angesaugt, im Keller gekühlt oder erwärmt und kommt über eine längere Kanalstrecke mit sog. Schalldämpfern in den «Konzertraum». Was ist ein Studio ohne ein gutes Klavier? Dafür wurde ein neuer Steinway unter mehreren ausprobiert und erworben. Die Eröffnung am 11.09 1992 fand mit ganz jungen Jazzmusikern aus der Berliner Scene statt. Wir nannten sie «New Berlin Jazz Quintett» sie spielten an 4 Wochenenden hintereinander. Dabei waren u.a. Till Brönner tp, Walter Gauchel ts und Felix Wagner p, der extra dafür neue Stücke schrieb. Den Ton machte ein junger Tonmeisterstudent, der inzwischen große Festspiele im In- und Ausland bedient: Holger Schwark. Das A-Trane ist zu meiner Freude in der ganzen Welt, von Japan, Europa, USA bis Brasilien bekannt. Hier spielen inzwischen die Besten! Es war immer eine Geburtsstätte von etwas Neuem. Viele Radiosendungen wurden hier aufgenommen. Viele Live CD’s sind hier entstanden. Ich bin froh, daß es von einem so liebevollen Menschen seit über 15 Jahren behutsam mit viel Engagement geführt wird. Ein besonderes Lob gehört daher Sedal, der die Seele des A-Trane’s ist. Warum A-Trane? Es ist ein Wortspiel, das an 2 wichtige Musiker denken lässt: 1. John Coltrane der von Musikern „Trane“ genannt wurde, er steht für Kreativität und für das Neue mit einem wunderbaren Saxophonsound und 2. «Take The A-Train» ein Stück von Duke Ellington, er steht für geniale Kompositionen, für die Big Band und damit Sorge und Engagement für Musiker seiner Band.Ich wünsche dem A-Trane noch viele fruchtbare und kreative Jahre. Möge die Musikscene sich hier fortentwickeln und weiter neue Ideen kreieren.
Ralf Rudolph
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